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Historie 1935: Mercedes-Benz startet Pkw-Auslandsproduktion

Historie


1935: Mercedes-Benz startet Pkw-Auslandsproduktion

Mercedes-Benz Typ 130 Limousine aus dem Jahre 1933Im November 1935 beginnt die Daimler-Benz AG in Dänemark beim Unternehmen Bohnstedt-Petersen in Kopenhagen mit der Auslandsfertigung von Mercedes-Benz Personenwagen. In dem ehemaligen Chrysler-Werk entstehen zunächst zehn Fahrzeuge des Typs 130 (W 23), deren Teile komplett aus Deutschland geliefert werden. Mit der Entscheidung, die Montage von Personenwagen in Dänemark aufzunehmen, reagiert die Daimler-Benz AG auf die stark steigende Nachfrage in diesem Markt.

Betrug der Export von Mercedes-Benz Personenwagen nach Dänemark im Jahr 1934 noch lediglich sieben Fahrzeuge, so sind es 1935 bereits 53 Stück. In den folgenden Jahren bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs steigt der Export kontinuierlich, 1938 werden insgesamt 254 Fahrzeuge der Marke Mercedes-Benz in Dänemark verkauft. Analog entwickelt sich der Absatz im gesamten skandinavischen Raum.

Neben Mercedes-Benz entscheiden sich 1935 auch andere deutsche Automobilhersteller, Fahrzeuge in Dänemark zu montieren. Hintergrund der Entwicklung ist der Rückzug amerikanischer Firmen aus Dänemark, weil sich durch die strikten Devisenbestimmungen des Landes für Automobilimporte aus den Vereinigten Staaten von Amerika die lokale Montage von US-Fahrzeugen nicht mehr lohnt. Die Werke bleiben bestehen und werden von europäischen Herstellern für die Montage ihrer Fahrzeuge genutzt.

Die Daimler-Benz AG entscheidet, den Mercedes-Benz Typ 130 in einer für Chrysler Automobile gebauten Fabrik montieren zu lassen. Zeitungsberichte über den Beginn der Auslandsmontage von Mercedes-Benz Personenwagen heben den hohen Standard der Fertigung heraus: "Der Zusammenbau der in Deutschland hergestellten Einzelteile und Aggregate erfolgt durch ein Werk, das Gewähr dafür bietet, dass die dort fertiggestellten Fahrzeuge ebenso gut gearbeitet sind wie die Erzeugnisse aus dem Stammwerk in Untertürkheim." So ein Bericht im Berliner "Sonntagmorgen" aus dem November 1935.

Die Entscheidung der Daimler-Benz AG, Fahrzeuge der Marke Mercedes-Benz in dem ehemaligen Chrysler-Montagewerk von Bohnstedt-Petersen in Kopenhagen bauen zu lassen, liegt nahe. Schließlich hatte die Bohnstedt-Petersen AS bereits am 04. September 1934 die dänische Generalvertretung für Mercedes-Benz übernommen und mit dem Import der Mercedes-Benz Typen 130 (W 23), 200 (W 21) und 290 (W 18) begonnen. Firmenchef Christian Bohnstedt-Petersen hatte im April 1930 zunächst die dänische Generalvertretung für Chrysler übernommen und 1931 die Montagefabrik in Kopenhagen, Sundkrogsgade 3, eingerichtet. Von bis zu 250 Mitarbeitern werden hier durchschnittlich 30 Fahrzeuge täglich montiert, unter anderem der legendäre Chrysler Airflow.

In Deutschland wenden sich nur wenige kritische Stimmen, die für den ausschließlichen Export komplett montierter Automobile plädieren, gegen die Praxis der Montage von Fahrzeugen im Ausland. Die "Frankfurter Zeitung" vom 05. November 1935 beispielsweise sieht gerade im Beginn der Auslandsmontage von Mercedes-Benz Personenwagen eine Chance für die deutsche Automobilwirtschaft, sich neue Märkte zu erschließen: "Es bleibt zu hoffen, dass es der deutschen Automobilindustrie möglich wird, sich am dänischen Markt eine ähnliche Stellung zu erkämpfen, wie es bisher die amerikanische hatte."

Mit dem von 1934 bis 1936 gebauten Typ 130 hat die Daimler-Benz AG den kleinsten Personenwagen des Mercedes-Benz Programms für die Fertigung in Dänemark ausgewählt. Die Kombination aus dem kompakten Aufbau des Fahrzeugs mit einer modernen Heckmotorlösung hebt den Mercedes-Benz 130 von anderen Modellen seiner Generation ab. Dr. Hans Nibel und Max Wagner haben das Fahrzeug entwickelt, das sich an eine besonders große Zielgruppe richten sollte. "Bei diesem Typ handelt es sich um einen Qualitäts-Gebrauchswagen für breiteste Kreise, welcher dank der Anwendung von patentierten Schwingachsen vorn und hinten, tiefer Straßenlage, Verlegung des Motors an das Heck, breiter Spur und günstiger Gewichtsverteilung über unvergleichliche Fahreigenschaften verfügt." So warb ein Prospekt 1934 zur Vorstellung des Mercedes-Benz 130.

Zwischen 3.200 und 4.400 Reichsmark kosten die verschiedenen Ausführungen des Typs 130 in der Produktionszeit von 1934 bis 1936. In den beiden ersten Jahren wird der kleinste Mercedes-Benz als Limousine, Cabrio-Limousine, Tourenwagen und reines Fahrgestell angeboten. Tourenwagen und Fahrgestell ohne Aufbau fallen jedoch 1936 aus dem Programm. Insgesamt werden 4.298 Fahrzeuge gebaut, damit wird der Typ 130 zum erfolgreichsten Heckmotorwagen in der Produktionsgeschichte von Mercedes-Benz.

Der Mercedes-Benz 130 ist mit einem Reihenvierzylindermotor von 1,3 Liter Hubraum ausgestattet, der 26 PS bei 3.400/min leistet. Der Motor ist hinter der Hinterachse, das Getriebe davor untergebracht. Um Aggregat und das Dreigang-Schaltgetriebe mit zusätzlichem Schnellgang aufzunehmen, gabelt sich der Zentralrohrrahmen des Typs 130 im Heck. Das 4.050 Millimeter lange, 1.520 Millimeter breite und 1.510 Millimeter hohe sowie 980 Kilogramm schwere Automobil (Leergewicht) erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 92 km/h.

Die moderne Konzeption, die spätere Fahrzeuge wie den Volkswagen Ferdinand Porsches vorwegnimmt, ist nicht ohne Probleme: Vor allem die ungleiche Verteilung der Last auf die beiden Achsen (35 Prozent vorn, 65 Prozent hinten) sorgt zu Beginn für eine unruhige Straßenlage, weshalb der Typ 130 bereits 1935 überarbeitet und mit einem optimierten Fahrwerk ausgestattet wird.

Seit 1935 in Dänemark die erste Auslandsmontage von Mercedes-Benz Personenwagen begann, sind zahlreiche Montage- und Produktionswerke der Marke in aller Welt entstanden. Mercedes-Benz Automobile werden heute, im Jahr 2005, unter anderem in Argentinien (Buenos Aires), Brasilien (Juiz de Fora, Sao Bernardo), Indien (Pune), Indonesion (Jakarta), Spanien (Barcelona, Vitoria), Südafrika (East London) und den USA (Tuscaloosa) montiert oder produziert. Ein neuer Standort wird in China entstehen, der Bau eines weiteren Montagewerks in St. Petersburg (Russland) wird zurzeit geplant.


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