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Thema: Motorsport


Audi Pilot Tom Kristensen will Le Mans-Rekord

So gemütlich und beschaulich das Café Adel mitten in Hobros kleiner Innenstadt auch sein mag, wirklich Ruhe und Entspannung findet Tom Kristensen bei einem Zwischenstopp in seinem Lieblingslokal selten. Viele der 13.000 Einwohner des beschaulichen Städtchens im Norden Dänemarks flanieren hier um die Mittagszeit an den Tischen vorbei, die draußen in der Sonne stehen. Und fast jeder von ihnen kennt den Mann, der dort mit seiner Lebensgefährtin oder Freunden einen Espresso genießt. So vergeht nicht eine Minute ohne einen Glückwunsch zum jüngsten Erfolg oder eine freundliche Motivation für das nächste Renn-Wochenende.

Anlässe dazu gibt es mehr als reichlich: Sechs Le Mans-Siege und ganz nebenbei noch ein paar weitere Titel, sein starker Einstand in der DTM und seine offene Herzlichkeit machen ihn nicht nur zum zweifellos berühmtesten Bürger Hobros, sondern sicher auch zu einem der beliebtesten. In diesen Tagen erfährt die moralische Unterstützung für den 37 Jahre alten Dänen einen neuen Höhepunkt: Gelingt Kristensen beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans am 18./19. Juni erneut ein Triumph, also sein siebter insgesamt, so würde er die Siegerliste des berühmtesten Autorennens der Welt endgültig alleine anführen – und damit, auch wenn er es nicht hören mag, zu dem werden, als was ihn seine Teamkollegen in der DTM schon jetzt manchmal im Spaß bezeichnen: eine Legende.

Kristensen füllt seinen hohen Anspruch immer wieder aufs Neue mit Leben, beispielsweise mit einer beeindruckenden Bilanz: "Egal, in welcher Rennserie ich bisher angetreten bin, einen Sieg habe ich im ersten Jahr mindestens geholt." Jüngstes Beispiel: Mit Platz vier als "Rookie" in Europas populärster Tourenwagenserie, der DTM, gelang ihm im Vorjahr ein starker Einstand. Und natürlich holte er dabei auch einen Sieg, nämlich in Oschersleben, damit die Statistik wieder stimmt. Schließlich ist Tom Kristensen Perfektionist.

Und das gilt nicht nur für die Rennstrecke, auf der er sich über den Einstieg im Kart, die Formel 3 und Formel 3000, verschiedene Tourenwagen-Serien und nicht zuletzt seine Aufgaben als Formel 1-Testfahrer den Ruf als versierter Allrounder erarbeitet hat. Auch außerhalb des Cockpits ist Tom Kristensen Profi: Er trainiert viel mit dem Fahrrad – aber nur mit der optimalen Ausrüstung. Er empfängt Gäste in seiner zweiten Heimat Hobro – jedes Details ist perfekt organisiert. Und selbst seine Internetseite, in der Szene sicherlich eine der aktuellsten und interessantesten, betreut und checkt er jeden Tag selbst.

Nicht das einzige Hobby des Dänen. Jetski zählt ebenso zu den Leidenschaften von Tom Kristensen wie das Fußballspielen, bei dem allerdings in Sohn Oliver ein ernst zu nehmender Konkurrent heranwächst. "Ich glaube, er wird eher Fußballer als Motorsportler. Aber das ist okay", sagt der Papa über seinen blond gelockten Stammeshalter, der in Sachen Humor und typisch dänischer Gelassenheit sehr an seinen Vater erinnert. Unvergessen ist die Geschichte vom DTM-Rennen im vergangenen Jahr, als Oliver alleine – nur ausgerüstet mit 50 Euro und einem Mobiltelefon – in einem Fanbus eines Sponsors von Dänemark nach Oschersleben reiste. Nach dem Sieg seines Vaters störte ein Handy-Klingeln vehement die Pressekonferenz. Bis Oliver ärgerlich sein Telefon aus der Tasche fummelte und die Gesprächspartnerin harsch zu Recht wies: "Mama, nicht jetzt! Ich bin in der Pressekonferenz!"

Mama, das ist Kristensens Lebensgefährtin Hanne. Neben Oliver haben die beiden auch noch die fünf Jahre alte Tochter Carla. Und alle zusammen freuen sich schon mächtig auf die Zeit nach der aktuellen Saison, wenn die Familie vom jetzigen Hauptwohnsitz in Monaco endgültig nach Dänemark zurückkehrt. Dorthin, wo Tom Kristensen im Juli 1967 geboren wurde, wo er seine Lehre zum Bankkaufmann absolvierte und auch kurz als ebensolcher arbeitete.

Mit viel Stil und tollen Ideen verwandelt Hanne den Bungalow in einer ruhigen Seitenstraße von Hobro immer mehr in einen kleinen Traum: eine offene Küche, ein lichtdurchflutetes Wohnzimmer, schöne Hölzer, helle Möbel, naturbelassene Fliesen und ein Garten zum Spielen drum herum – so wird die neue Heimat von Tom Kristensen und seiner Familie aussehen.

Bevor die Kartons allerdings gepackt werden und auf die Reise in den Norden gehen, stellt sich Tom Kristensen gleich zwei Herausforderungen. Die eine, sein Engagement in der DTM, ist seine feste Beziehung, die Priorität genießt und in der er nach den ersten vier Rennen mitten drin steckt im Titelkampf. Dreimal auf dem Podium, auf Platz vier in Schlagdistanz zur Tabellenspitze – der Ehrgeiz könnte größer kaum sein. Und dann ist da auf der anderen Seite eine Geliebte, nämlich der Audi R8. Vier seiner sechs Siege in Le Mans hat er mit dem erfolgreichsten Le Mans-Prototyp aller Zeiten errungen – nicht im Schongang, sondern oft unter schwierigsten Wetterbedingungen auf der unberechenbaren Strecke an der Sarthe. "Ich bin glücklich, dass ich innerhalb der Audi Familie die Chance bekomme, mir den Traum von einem weiteren Sieg in Le Mans zu erfüllen", sagt Kristensen. "Le Mans hat für mich die größte Bedeutung, denn das Rennen hat mich als Rennfahrer bekannt gemacht."

Fast genau acht Jahre ist es jetzt her, dass sein Telefon klingelte. Am anderen Ende der Leitung war Ralf Jüttner, damals und heute Technischer Direktor bei der Mannschaft von Reinhold Joest. Es ging, natürlich sehr kurzfristig, um einen Platz in der Le Mans-Mannschaft. Man wurde sich einig, man siegte zusammen, die Wege trennten sich kurz, seit 2000 ist man wieder vereint: Joest Racing übernahm von Beginn an die Werkseinsätze der Audi R8, und Tom Kristensen gehörte als neuer Audi Werksfahrer seitdem zur Stamm-Mannschaft. In diesem Jahr startet er zusammen mit Marco Werner und JJ Lehto im Audi R8 des amerikanischen Teams ADT Champion Racing.

Das neue Heim in Hobro ist auf alles vorbereitet: Sechs kleine Le Mans-Pokale stehen schon auf dem Regal. Es würde Hanne, Carla, Oliver und Tom eine Freude sein, den Platz für einen siebten zu schaffen. Und dann genießen alle gemeinsam noch viele unruhige Stunden im Café Adel.


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