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Thema: Motorsport


Großer Preis der USA 2014: Vorschau

Der 17. WM-Lauf der Formel 1-Saison 2014 findet im Rahmen des US Grand Prix auf dem Circuit of the Americas in Austin statt.

Lewis Hamilton

Es war ein unglaublicher Moment, als ich in Sotschi als Sieger über die Ziellinie gefahren bin. Ich habe den ersten Formel 1 Grand Prix von Russland gewonnen und dem Team mit diesem Doppelsieg geholfen, den ersten Konstrukteurs-Titel für Mercedes-Benz einzufahren – besser geht es nicht. Als ich in der Woche danach die Werke in Brackley und Brixworth besuchte, war die Atmosphäre absolut fantastisch. Jeder hat sehr hart gearbeitet, um diesen Titel zu gewinnen und jeder hat es verdient, diesen Moment zu genießen. Aber natürlich stehen noch drei Rennen aus, in denen die Fahrer-WM entschieden wird. Los geht es in Austin. Für mich ist das eines der besten Wochenenden des Jahres. Ein Großteil der amerikanischen Seite meiner Familie kommt zu diesem Rennen. Außerdem habe ich 2012 den ersten Formel 1 Grand Prix auf dieser Strecke gewonnen. Für mich ist es also ein besonderes Rennen. Ich reise gerne dorthin und freue mich auf ein weiteres großartiges Rennen. Hoffentlich stehe ich am Ende mit einem weiteren Stetson-Hut auf dem obersten Podest-Treppchen!

Nico Rosberg

Was war das für eine Woche nach dem Rennen in Russland. Wir kamen mit dem allerersten Konstrukteurs-Titel für Mercedes-Benz im Gepäck nach Brackley und Brixworth zurück. Dort haben wir mit all den Menschen gefeiert, die ich fast fünf Jahre lang mit Volldampf auf dieses Ziel habe hinarbeiten sehen. Es war absolut fantastisch. Ich bin wirklich sehr stolz, gemeinsam mit diesen großartigen Menschen Teil dieses Teams zu sein. Es ist klasse, nun zu erleben, wie sie solch eine Belohnung für ihren Einsatz erhalten. Jetzt wollen wir die Saison mit drei großartigen Rennen abschließen. Die Fahrer-Weltmeisterschaft ist weiterhin offen. Ich werde im WM-Kampf bis zur Zielflagge in Abu Dhabi nicht aufgeben. Hoffentlich können wir die Fans mit unserem Duell bis zum Ende unterhalten. Die nächste Runde findet in Austin statt – in einer wirklich coolen Stadt und auf einer großartigen Rennstrecke. Ich hatte dort bislang nicht unbedingt meine besten Rennen. Aber ich bin fest entschlossen, das in diesem Jahr zu ändern.

Toto Wolff, Mercedes-Benz Motorsportchef

Wir waren sehr stolz, beim ersten Großen Preis von Russland den ersten Konstrukteurs-Titel für Mercedes-Benz in der Formel 1 gewonnen zu haben. Seitdem war die Atmosphäre fantastisch. Nach all den Jahren harter Arbeit, die in diesen Erfolg geflossen sind, war das auch verdient. Was ich besonders beeindruckend finde, ist, dass selbst während der Feierlichkeiten alle auf dem Boden und konzentriert blieben. Das gilt nicht nur für den Rest dieser Saison, sondern auch für die kommenden Jahre. Erfolg muss man sich in der Formel 1 hart erarbeiten. Wir sind fest entschlossen, sicherzustellen, dass unsere Performance in diesem Jahr keine Eintagsfliege ist, sondern erst den Anfang darstellt. Im Moment liegt unser Hauptaugenmerk jedoch darauf, beiden Fahrern die bestmögliche Basis für ihren Kampf bis zur letzten Runde in Abu Dhabi zu geben. Der erste Schritt auf diesem Weg ist Austin. Auf dieses Wochenende freut sich das gesamte Fahrerlager. Auch ist es ein wichtiges Rennen, um die Formel 1 in den Vereinigten Staaten zu präsentieren. Die USA sind der größte Verbrauchermarkt der Welt sowie der weltweit größte Markt für Mercedes-Benz. Dank des Rennens in Austin nimmt auch unser Sport eine größere Rolle in den Vereinigten Staaten ein, was ein stärkeres Interesse und Investments auf vielen Ebenen nach sich zieht. Die F1 besitzt in den USA leidenschaftliche Fans, deren Anzahl stetig steigt. Die Zuschauerzahlen bei den ersten beiden Rennen in Austin waren absolute Spitze. Das ist ein sehr ermutigendes Zeichen für die Zukunft.

Paddy Lowe, Executive Director (Technical)

Es war fantastisch, beim ersten Großen Preis von Russland Konstrukteurs-Weltmeister zu werden. Für mich war es eine große Ehre, nach dieser unglaublichen Leistung den Pokal bei der Siegerehrung im Namen des Teams entgegennehmen zu dürfen. Dies ist das Resultat vieler Jahre harter Arbeit von allen Beteiligten in Brackley, Brixworth und Stuttgart. Umso schöner war es, den WM-Titel mit einem Doppelsieg einzufahren. Lewis fuhr ein fehlerfreies Rennen und Nico zeigte eine fantastische Aufholjagd vom Ende des Feldes. Es war ein stolzer Tag für alle. Seitdem gab es viele Feierlichkeiten in unseren Werken. Das war schön zu sehen. Denn wenn man sich so sehr auf den WM-Kampf konzentriert, kann es einem manchmal schwer fallen, die gezeigte Leistung auch richtig zu würdigen.

Jetzt geht es jedoch direkt weiter – denn es stehen noch drei Rennen aus. Die Entscheidung in der Fahrer-Weltmeisterschaft steht an. In der Gesamtwertung geht es eng zu, es ist also noch alles offen. Es besteht die Aussicht auf ein dramatisches Finale mit doppelten Punkten in Abu Dhabi. Eine vorzeitige Entscheidung ist eher unwahrscheinlich. Unser Augenmerk liegt darauf, beide Fahrer mit dem gleichen Material auszustatten. Möge der bessere Fahrer gewinnen. Wir fahren erst zum dritten Mal in Austin. Das gesamte Team freut sich auf dieses Rennwochenende. Die Stadt ist interessant und die Unterstützung durch die amerikanischen Fans ist fantastisch. Auch die Rennstrecke ist großartig. Sie stellt hohe Anforderungen an alle Aspekte des Fahrzeugs. Wie wir in Russland gesehen haben, kann eine neue oder relativ neue Streckenoberfläche unerwartete Ergebnisse bei der Reifenperformance bedeuten. Deshalb werden wir unser Bestes geben, um uns auf alle Eventualitäten vorzubereiten und erneut ein starkes Ergebnis einzufahren.

Circuit of the Americas: Inside Line

Lewis Hamilton

Wenn man über die Ziellinie fährt, sieht man auf dem Weg zur ersten Kurve nur diesen riesigen Hügel vor sich. Beim Anbremsen kann man den Scheitelpunkt hinter dem Reifen gar nicht sehen. Die Kurve selbst ist sehr eng und bietet nur sehr wenig Grip. Es ist schwierig, sie richtig hinzubekommen. Aber es ist wichtig, den Ausgang perfekt zu erwischen. Denn danach fährt man mit Vollgas durch Kurve zwei und in die "S"-Sektion der Kurven drei bis sechs.

Diese Kurvenkombination ist schnell und flüssig. Hier benötigt man viel Abtrieb. Der Fahrer muss jeden Scheitelpunkt genau treffen, um so viel Geschwindigkeit wie möglich mitzunehmen. Die richtige Positionierung ist alles. Nur so kann man die folgende Kurve richtig anfahren. Die nächste Passage durch die Kurven sieben bis neun ist etwas enger. Hier muss man sich am Eingang Zeit lassen, um den bestmöglichen Kurvenausgang für Kurve zehn zu finden. Von dort geht es auf einer kurzen Geraden bergab in Richtung der Haarnadel.

Die Haarnadel in Kurve elf ist sehr eng. Man möchte so spät wie möglich bremsen, um sich gegen seine Verfolger zu verteidigen. Entscheidender ist jedoch ein guter Kurvenausgang. Denn danach folgt die lange Gerade mit einer DRS-Zone. In Kurve zwölf muss das Auto stabil auf der Bremse sein. Hier wird hart gebremst, bevor man den Scheitelpunkt angreift und früh aufs Gas geht, um gut in den nächsten Abschnitt zu starten.

Die Kurven 13 bis 15 sind eine sehr enge Kurvenabfolge mit sehr wenig Grip. Es kommt einem vor, als ob man ewig darauf wartet, dass das Auto einlenkt. Besonders knifflig ist es, den richtigen Bremspunkt und die beste Linie für Kurve 15 zu finden. Auf der Anfahrt muss man weit ausholen, eng einlenken und dann links bleiben für die nächste Kurve.

Die Kurven 16 bis 18 bilden eine lange, schnelle Rechtskurve. Diese durchfährt man mit Vollgas. Aber das Auto versucht ständig auszubrechen. Man muss probieren, so schnell wie möglich auf die rechte Seite der Strecke herüberzufahren, um den Speed durch die vorletzte Kurve (Kurve 19) mitzunehmen. An deren Ausgang muss man den Kerb voll überfahren. Danach folgt schon die letzte Kurve, die man nicht zu weit anfahren sollte. Zum Schluss gibt es noch einen kurzen Sprint bis zur Ziellinie.

Nico Rosberg

Das Rennen in Austin gehört zu meinen Lieblingswochenenden der Saison. Die Strecke ist richtig cool und wurde sehr gut umgesetzt. Sie beginnt mit einem steilen Anstieg bis zur ersten Kurve. Hier gibt es gute Überholmöglichkeiten. Der Rest des ersten Sektors besteht aus einem sehr schnellen, flüssigen Abschnitt.

In den vergangenen beiden Jahren kamen unglaublich viele Zuschauer zu den Rennen. Dazu zählten nicht nur Nordamerikaner, sondern auch Fans aus Südamerika. Sie sorgten für eine unglaubliche Atmosphäre. Auch die Stadt gefällt mir sehr gut. Sie ist einzigartig und ich mag sie wirklich sehr. Es ist eine große Studentenstadt, die sehr vielseitig ist. Es gibt ein reges Nachtleben, aber auch am Tag ist immer viel los. Ich freue mich darauf, wieder dorthin zu kommen. Für einen großen Automobilhersteller wie Mercedes-Benz ist es ein wichtiges Rennen. Es ist großartig, einen Grand Prix in einem so wichtigen Markt wie den USA zu fahren. Wir werden alles geben, um den Fans eine tolle Show zu bieten.

Am Kommandostand

Streckenverlauf

Die Strecke in Austin besitzt ein interessantes Layout, das von einigen der berühmtesten Stellen bekannter Rennstrecken aus aller Welt inspiriert wurde. Die Runde beginnt mit einer schnellen Passage durch die "S"-Kurven (Kurven zwei bis sechs). Hier sind viel Abtrieb, eine gute Balance und Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten gefragt. Vor der überhöhten ersten Kurve liegt eine Bergauf-Bremszone. Auch hier ist eine gute Fahrzeugbalance gefragt. In den lang gezogenen Rechtskurven 16 bis 18 ist es schwierig, die Geschwindigkeit aufrechtzuerhalten. Ebenso knifflig ist es, diesen Kurvenkomplex Runde für Runde richtig hinzubekommen. Die Gegengerade ist eine der längsten des Jahres. Hier bietet sich aufgrund einer DRS-Zone sowie der folgenden, langsamen Haarnadel eine der besten Überholmöglichkeiten des Kurses. Die Start-/Zielgerade ist zwar nicht so lang, bietet dank DRS aber ebenfalls eine gute Überholgelegenheit vor Kurve eins. Diese lässt zudem am Kurven-Eingang sowie am Ausgang verschiedene Linien zu. Der Streckenverlauf an sich ist für keinen bestimmten Aspekt des Fahrzeugs besonders anspruchsvoll. Er bietet eine gute Mischung mit ein paar einzigartigen Charakteristiken. Es gibt zwar eine lange Gerade, aber man kann viel mehr Zeit in den Kurven gutmachen. Somit ist der Abtrieb viel wichtiger. Die Belastung der Bremsen und Reifen liegt im mittleren Bereich.

Weiterentwicklung der Strecken

Der Circuit of the Americas steht erst seit 2012 im Formel 1-Rennkalender. Wie so häufig bei neuen Strecken war die Streckenveränderung auch hier zwischen den ersten beiden Jahren enorm. Bei den ersten zwei Rennen in Austin gab es große Unterschiede bei der Performance der Autos und der Reifen. Dies wird oft so interpretiert, dass manche Fahrer schneller mit der Strecke zurechtkommen als andere. Aber das ist hier nicht der Fall. Formel 1-Fahrer benötigen nur wenige Runden, um sich auf eine neue Strecke einzustellen. Ganz besonders mit der Hilfe moderner Simulatoren. Grundsätzlich ist es weniger eine Frage der Linienwahl. Vielmehr ist es eine Frage dessen, wie gut das Auto abgestimmt ist und wie gut es gefahren wird, um den Eigenschaften dieser Strecke zu entsprechen. Im Verlauf der Jahre wird dieser Unterschied unvermeidlich geringer. Nach drei Jahren erreicht die Strecke eine Art stabilen Zustand. Dann erwarten die Teams, wie jetzt in Austin, keine so radikalen Veränderungen mehr wie zuvor. Mit der Erfahrung von zwei Rennen und genau eingestellten Simulatoren sollten die Teams das Wochenende ohne allzu große Bedenken mit Blick auf die Weiterentwicklung der Strecke angehen können.

Reifen

In der Saison 2013 setzte fast das gesamte Feld auf eine Ein-Stopp-Strategie. In diesem Jahr hat sich Pirelli jedoch für eine weichere Reifenauswahl entschieden. Es kommen die mittlere und die weiche Mischung zum Einsatz. Vor einem Jahr waren es in Austin noch die harte und die mittlere Reifenmischung. Im Verlauf des Jahres fährt eine Reihe an Rennserien auf der Strecke. Dadurch stabilisiert sich der Zustand der Streckenoberfläche. Diese wird deshalb genauso aggressiv, wenn nicht sogar noch aggressiver als im letzten Jahr sein. Dabei ist die weiche Mischung eine relativ unbekannte Größe, die für eine neue Herausforderung sorgen wird. Die mit der mittleren Mischung gesammelten Daten sollten einander entsprechen – und diese Mischung hat in Austin bislang gut funktioniert. Die Performance der weichen Reifen muss unter diesen Bedingungen jedoch erst bestimmt werden. Insgesamt sind die 2014er Reifenmischungen einen halben Schritt härter als die des Vorjahres. Somit könnte die veränderte Reifenwahl weniger ins Gewicht fallen. Diese Annahme ist an sich richtig. Die Charakteristik der neuen V6 Hybrid-Motoren mit mehr Drehmoment und Leistung – gepaart mit weniger Abtrieb an der Hinterachse – gleicht das jedoch wieder aus. Ein Beweis dafür sind die durchschnittlichen Boxenstopps in dieser Saison im Vergleich zum letzten Jahr, die eng zusammenliegen.

Wetter

Zu dieser Jahreszeit kann es in Austin sehr kalt sein. An einigen Rennwochenenden kamen die Teams am Morgen bei gerade einmal fünf Grad an der Strecke an. Im Verlauf des Wochenendes können die Temperaturen zwischen 18 oder 19 bis 27 oder 28 Grad schwanken. Diese Schwankungen scheinen stets auf das Grand Prix-Wochenende zu fallen. Die vorhergehende Woche ist oftmals relativ warm, die folgende oft relativ kalt. Dafür gibt es natürlich keine Garantien. Die Teams müssen sich demnach auf alle Bedingungen einstellen. Dafür sind jedoch keine besonderen Planungen notwendig. Vielmehr kommt es darauf an, sich im Verlauf des Wochenendes bestmöglich an die veränderten Bedingungen anzupassen.


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