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Thema: Motorsport


Großer Preis von China 2014 - Vorschau

Das vierte Rennwochenende der Formel 1-Saison 2014 findet beim Großen Preis von China auf dem Shanghai International Circuit statt.

Lewis Hamilton

Es war schön, eine kurze Pause zu haben, nachdem wir so lange unterwegs gewesen sind. Jetzt brenne ich aber schon darauf, wieder ins Auto zu steigen. Das vergangene Rennen in Bahrain war fantastisch - nicht nur für uns als Team, sondern für die gesamte Formel 1. Ich bin überzeugt, dass es nicht das letzte Mal gewesen ist, dass wir in diesem Jahr eine großartige Show erlebt haben. Ich fühle mich derzeit wirklich sehr gut und wenn ich durch die Box gehe, kann ich die positive Energie im Team richtig gehend spüren. Jeder im Team ist voll darauf konzentriert, das Maximum aus den ersten Rennen herauszuholen und auf unserem starken Saisonstart aufzubauen. Ich habe in China schon einige Höhen und Tiefen erlebt. Einerseits stand ich auf dieser Strecke erst zwei Mal nicht auf dem Podium. Andererseits habe ich hier in meiner ersten Formel 1-Saison die WM-Führung weggeworfen, als ich bei der Boxeneinfahrt ins Kiesbett gerutscht bin. Grundsätzlich werde ich mit jedem Mal auf dieser Strecke stärker und sie liegt meinem Fahrstil ziemlich gut. Mein Ziel ist wie immer, zu gewinnen. Es wäre unglaublich, wenn ich an diesem Wochenende einen Sieg-Hattrick erzielen könnte.

Der Shanghai International Circuit bietet andere Herausforderungen als die Strecken, auf denen wir bisher in dieser Saison gefahren sind. Aber das gefällt mir. Die erste Kurve scheint ewig weiter zu gehen und belastet die Vorderreifen stark. Kurve 2 wird dann enger, was knifflig ist, da man den Scheitelpunkt nicht wirklich sehen kann. Es ist sehr wichtig, zwischen diesen beiden Kurven die richtige Linie zu finden, da dies den Wechsel zu Kurve 3 und den Weg zu Kurve 4 bestimmt. Kurve 5 ist sanfter, bevor man die sechste Kurve spät anbremst. Sie sieht recht eng aus, aber man kann sehr viel Geschwindigkeit durch den Scheitelpunkt mitnehmen, da es viel Grip gibt und die Kurve am Ausgang schön öffnet. Dann heißt es hochschalten und im fünften Gang durch Kurve 7 zu fahren, die direkt in eine knifflige Kurve mit wenig Grip übergeht. Die Kurven 9 und 10 sind im Vergleich dazu recht langsam, aber auch sie bieten nicht viel Grip.

Nach einer mittellangen Geraden ist es wichtig, sich in Kurve 11 nicht zu verbremsen, denn diese ist entscheidend für die Kurven 12 und 13. Diese bilden eine lange Rechtskurve, die immer weiter zu gehen scheint und in der das Auto sich ständig bewegt. Danach folgt die Gegengerade: eine der längsten Geraden des Jahres und eine gute Überholstelle. Die DRS-Zone macht es hier noch schwieriger, sich zu verteidigen.

Beim Anbremsen von Kurve 14 kann man viel Zeit gutmachen, aber man muss den Ausgang gut erwischen, da dieser den Grundstock für die letzten beiden Kurven und den Weg bis zur Ziellinie legt. Die letzte Kurve hat schon einige Fahrer eiskalt erwischt. Hier muss man fast ein bisschen vorsichtig sein, da selbst ein kleiner Fehler deinem Gegner eine Überholmöglichkeit in der DRS-Zone Richtung Kurve 1 bieten könnte.


Nico Rosberg

Der Ausgang des vergangenen Rennens war aus meiner Sicht ein bisschen enttäuschend, aber es war großartig, danach die vielen positiven Kommentare zu sehen. Wir haben bereits gezeigt, dass wir mehr denn je pushen, um vor der Konkurrenz zu bleiben. Das wird im Verlauf der Saison immer schwieriger, aber ich habe volles Vertrauen ins Team. Diese Entschlossenheit zu siegen, kann man an jedem Tag und in jedem Bereich erkennen. Als Fahrer gibt dir das einen massiven Schub: Du weißt, dass die Jungs um dich herum genauso sehr gewinnen möchten wie du. Ich habe schöne Erinnerungen an China. Auf dieser Strecke fuhr ich in der Saison 2012 meine erste Pole Position und meinen ersten Sieg ein. Die Strecke scheint meinem Fahrstil zu liegen und ich fahre sehr gerne dort. Umso mehr möchte ich an diesem Wochenende wieder auf dem obersten Podestplatz stehen. Die chinesischen Fans sind fantastisch und äußerst begeisterungsfähig. Es ist schön, zu sehen, wie sehr sie die Formel 1 mögen und wie stark sie uns am Rennwochenende anfeuern. Es ist eine ganz andere Kultur und es macht immer Spaß, sie besser kennen zu lernen. Hoffentlich können wir sie auf der Strecke so gut unterhalten wie sie uns daneben!

Der Große Preis von China zählt zu meinen Lieblingsrennen. 2012 habe ich dort meinen ersten Grand Prix-Sieg eingefahren. Entsprechend verbinde ich die Strecke natürlich mit vielen großartigen Erinnerungen. Aber ich mag den Kurs nicht nur deshalb: Der Shanghai International Circuit ist eine echte Herausforderung. Das Streckenlayout macht unglaublich viel Spaß, obwohl es in Shanghai etwas kühler ist als bei den bisherigen Rennen in dieser Saison.

Neben den Temperaturen erwarten uns in China aber noch viele weitere Herausforderungen. Bei den ersten Saisonrennen in Melbourne, Sepang und Sakhir wurden hauptsächlich die Hinterreifen belastet. In Shanghai trifft es nun die Vorderreifen und darauf müssen wir uns entsprechend einstellen. Im Laufe der Saison muss man bei der Abstimmung des Autos vorsichtig sein und sie an jede Strecke anpassen. Der Shanghai International Circuit ist ein gutes Beispiel dafür. Es gibt einige langgezogene Kurven, die zu den Schlüsselstellen der Strecke gehören. Ein Paradebeispiel dafür ist Kurve eins. Sie ist eine von mehreren einzigartigen Kurven, die es nur in Shanghai gibt und die die Reifen sehr stark belasten. Dazu zählt auch Kurve 13, die Kurve vor der langen Gegengeraden. So etwas gibt es auf keiner anderen Strecke. Es macht viel Spaß, diese Kurven zu fahren, aber sie belasten die Reifen so stark, dass man dies als Fahrer stets im Hinterkopf behalten muss.

Der Shanghai International Circuit bietet zudem eine der längsten Geraden der Saison. Dort werden wir in diesem Jahr mit unseren neuen Hybrid Turbo-Power Units super schnell sein. Ich kann es kaum erwarten, die Top-Speeds an diesem Wochenende zu sehen.


Toto Wolff, Mercedes-Benz Motorsportchef

Wir reisen mit viel Rückenwind zum nächsten Rennen nach China und die Motivation im Team ist extrem hoch. Die Mannschaft hat nun ein Niveau erreicht, bei dem der Erfolg kein Bonus mehr ist, sondern der Anspruch. Wir befinden uns nach drei Saisonrennen in beiden Weltmeisterschaften in einer starken Position, aber uns ist klar, dass diese Situation nicht selbstverständlich ist. Wir müssen die schönen Momente mitnehmen und sie als Inspiration einsetzen, um fortwährend unsere Ziele zu erreichen. Das Rennen in Bahrain war schlichtweg brillant anzusehen – es war eines der besten Rennen, an die ich mich in letzter Zeit erinnern kann. Dafür betreiben wir Rennsport. Das war beste Werbung für die Formel 1, ganz besonders unter diesem neuen Reglement. Das beweist: Wir sind auf dem richtigen Weg. Hinter uns liegt ein positiver Saisonstart, aber mit der Zeit wird sich das Kräfteverhältnis im Feld immer mehr angleichen und es zeichnet die Menschen in diesem Sport aus, dass wir bereits jetzt deutliche Fortschritte innerhalb des Starterfeldes erleben. Wenn wir den Vorteil, den wir derzeit vielleicht haben, erhalten wollen, müssen wir uns in jedem Bereich steigern.

Paddy Lowe, Executive Director (Technical)

Nach zwei aufeinanderfolgenden Doppelsiegen herrscht eine gute Stimmung innerhalb des Teams. Es war schön, in Bahrain gute Unterhaltung zu bieten und unser Vertrauen in die Performance des Autos wächst stetig weiter. Mit Lewis und Nico haben wir zwei hart kämpfende Piloten, genau so müssen Rennfahrer sein und genau das wollen die Fans sehen. Die Fans in China sind stets sehr begeisterungsfähig, also hoffen wir, dass wir ihnen an diesem Wochenende mehr solcher Unterhaltung bieten können. Mit dem Shanghai International Circuit verbindet das Team traditionell gemischte Gefühle. In der Saison 2012 erzielten wir dort den ersten Silberpfeil-Sieg seit unserer Formel 1-Rückkehr zwei Jahre zuvor, im Jahr darauf standen wir auf dem Podium. In beiden Jahren gab es aber auch Ausfälle für eines unserer Autos und im letzteren hätten wir angesichts unserer starken Qualifying-Leistung ein besseres Ergebnis erzielen müssen. Es ist eine anspruchsvolle Strecke – sowohl aus Sicht des Fahrers als auch jener des Technikers. Der Streckenverlauf ist anders als bei den bisherigen drei Strecken in dieser Saison. Dadurch werden die Vorderreifen stärker belastet. Die lange Gerade verlangt nach einer starken Motorleistung, aber es gibt auch einige enge Kurven, in denen eine gute Traktion wichtig ist. Trotz dieser Herausforderungen stimmen uns die Stärken unseres Pakets optimistisch und freuen wir uns auf ein weiteres gutes Wochenende.

Streckenverlauf

Der Shanghai International Circuit ist eine gänzlich andere Strecke als jene in Melbourne, Sepang und Sakhir: Die einzige Gemeinsamkeit ist, dass der Kurs ebenfalls zur neuen Streckengeneration gehört, die sich durch lange Geraden und Überholzonen auszeichnen. Der größte Unterschied ist, dass der Streckenverlauf vor allem die Vorderreifen stark belastet – auf den ersten drei Strecken dieses Jahres war es umgekehrt. Dies ist deshalb so eine große Herausforderung, weil den Teams möglicherweise nicht die komplette Setup-Palette zur Verfügung steht, um die Fahrzeugbalance passend zur Strecke und den Temperaturen zu verlagern. Verantwortlich dafür sind die langgezogenen Kurven der Strecke, allen voran die Kurven 1 und 13. Dort wirken längere Zeit hohe g-Kräfte, die den linken Vorderreifen belasten und ihn über die Strecke schieben. Die Traktion ist nicht an vielen Stellen der Strecke gefordert, aber die Vorderreifen werden hohen Kräften ausgesetzt. Wie stark sich das auswirken wird, lässt sich in China aber erst sagen, wenn die Autos auf die Strecke gehen.

Überholen

Die Strecke in Sakhir bietet gute Überholmöglichkeiten, was sich im vergangenen Rennen zeigte. Gleiches gilt auch für Shanghai, wo die Überholmanöver allerdings anders geartet sein werden. Den Fahrern steht im Verlauf einer Runde nur eine begrenzte Menge an Energie zur Verfügung und die Gegengerade ist sehr lang. Deshalb wird es schwierig, sich dort über die gesamte Länge zu verteidigen. Die Fahrer können auf der restlichen Runde gut damit experimentieren, weshalb Überholmanöver nicht leicht sein werden. Dennoch ist es möglich. Letztlich wird es auf die Performance-Unterschiede auf der Geraden ankommen. Besonders Duelle zwischen Teamkollegen werden hierzu viele Gelegenheiten bieten, da die Fahrer das gleiche Material zu ihrer Verfügung haben. Zwischen unterschiedlichen Autos wird dies besonders auffällig sein. In Bahrain fuhren die Teams zeitweise in Reihenfolge der Performance und das wird wahrscheinlich auch in Shanghai der Fall sein. Die meisten Überholmanöver wird es ausgangs Kurve 13 oder in der folgenden DRS-Zone vor Kurve 14 geben. Die nächstbeste Überholstelle ist erwartungsgemäß Kurve 1 nach der zweiten DRS-Zone, eine weitere Überholmöglichkeit folgt in Kurve 6.

Power Unit

Beim vierten Saisonrennen spielt die Zuverlässigkeit wieder eine entscheidende Rolle. Eine weit verbreitete Fahrerlagerweisheit besagt, dass das Ausfallrisiko während der ersten Rennen am höchsten ist, weil dann die Lernkurve am steilsten ansteigt – angefangen in Melbourne bis nach Sepang. In Sakhir bleibt es auf einem Niveau, bevor es wieder ansteigt, weil die Komponenten das Ende ihrer Laufdauer erreichen. Mit den ihnen zur Verfügung stehenden Werkzeugen können die Formel 1-Teams jedoch erkennen, wo die Kurve ansteigt und entsprechend darauf reagieren, bevor der kritische Punkt erreicht wird. Zusammen mit dem steigenden Verständnis für die neuen Technologien im Feld sollte dies zu einer geringeren mechanischen Ausfallquote führen. Mit Blick auf die Performance sollte das Streckenlayout der Mercedes-Benz PU106A Hybrid Power Unit liegen. Mit 1,17 km Länge ist die Gegengerade die längste im aktuellen Formel 1-Rennkalender. Es gibt auch lange Volllastpassagen, was ebenfalls den Stärken dieses Pakets entgegenkommt.

Wetter

Die Temperaturen sind ein weiterer Einflussfaktor in China. Oft entstehen unvorhersehbare Wetterfronten, die in Shanghai schon für mehr als ein verregnetes Wochenende gesorgt haben. Seit dem Debüt 2004 gab es aber auch einige sehr warme Tag mit hoher Luftfeuchtigkeit. Normalerweise ist es jedoch recht kalt – vor allem im Vergleich zu den Temperaturen in Malaysia und Bahrain. Die Teams befinden sich in China also bei den Reifen und Autos in einem anderen Arbeitsfenster. Jedes Team, das das gleiche Paket wie in Bahrain einsetzt, wird sehr schnell Rückschritte machen. Es ist entscheidend, die Hinterreifen zu belasten und auf Temperatur zu bringen, denn bei den kühleren Bedingungen könnte Graining eine Rolle spielen. Erste Anzeichen davon waren in Melbourne zu sehen, in China dürfte es aber viel deutlicher zu bemerken sein.


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