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Thema: Autotipps


Bremswege verändern sich durch Gespanne

Mal muss Gartenerde transportiert werden, mal Baustoffe. Für solche Transportaufgaben bieten viele Baumärkte Mietanhänger an. Ungeübte Autofahrer sollten aber bei deren Einsatz sehr vorsichtig zu Wege gehen. "Wer einen Anhänger nutzt, muss sich darüber im Klaren sein, dass sich das Fahrverhalten verändert. Gespanne kommen leichter ins Schleudern. Der Bremsweg ist wesentlich länger", gibt Jürgen Wolz von TÜV SÜD in München zu bedenken und "bereits geringfügige Überladungen können ein Gespann komplett ins Schleudern bringen und sogar ESP-Systeme überfordern". Doch nicht nur Unfallgefahr droht. Unsachgemäße Beladung wird auch von der Polizei geahndet. Wer sich einen Autoanhänger ausleiht, sollte außerdem sicherstellen, dass seine Führerscheinklasse ausreicht, um mit dem Anhänger zu fahren. "Am besten beim Vermieter nachfragen, ob die Klasse B ausreicht oder ob die Klasse BE erforderlich ist", empfiehlt Wolz.

Laut dem TÜV SÜD-Fachmann spielt bei der Gespannfahrt die Stützlast des Hängers eine wesentliche Rolle. Die lässt sich beispielsweise mit einer Personenwaage überprüfen, da die maximale Stützlast meist bei 100 kg liegt. Vor allem wenn der Anhänger im hinteren Bereich zu schwer beladen ist und die Hinterachse des Zugfahrzeugs entlastet wird, verändert sich die Fahrzeugbalance und damit das Fahrverhalten des ganzen Gespanns. Auch das ESP wirkt dann nicht mehr so effektiv. Wie viel Beladung zulässig ist, steht in der Bedienungsanleitung, den Fahrzeugpapieren und auf den Typenschildern, die am Anhänger sichtbar angebracht sind. Wird dagegen verstoßen, kann es teuer werden. Wer die zulässige Beladung des Anhängers um mehr als 30% überschreitet, muss mit einem Bußgeld von mindestens 235 Euro und – derzeit – drei Punkten in Flensburg rechnen. Bei Anhängern unter 2 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht wird eine Überladung bis fünf Prozent toleriert; bei schweren Anhängern kostet das bereits 30 Euro Bußgeld.

Um zu verhindern, dass der beladene Anhänger beim Bremsen oder in einer Kurve ausbricht, muss die Ladung richtig verstaut und gesichert sein. "Schwere und feste Ladungsteile gehören unbedingt auf den Boden des Anhängers", erklärt Wolz. Außerdem empfiehlt er, auf dem Boden des Anhängers eine rutschfeste Unterlage zu platzieren, damit die Ladung an ihrem Platz bleibt. Darüber hinaus ist vorgeschrieben, mit Zurrgurten die Ladung zu sichern. Leichte Frachten wie etwa Laubblätter oder Äste sollten mit Netzen abgedeckt werden, um zu verhindern, dass diese während der Fahrt aus dem Anhänger geweht werden. Ebenso unerlässlich für die Sicherheit während der Fahrt ist eine gleichmäßige Beladung.

Generell gilt für das Fahren mit Kleinanhängern ein Limit von Tempo 80. Nur wenn verschiedene technische Auflagen erfüllt sind, ist auch Tempo 100 erlaubt. Wenn der Anhänger dennoch ins Schleudern gerät gilt: "Sofort runter vom Gas und dosiert abbremsen", ergänzt Wolz.

Angesichts vereinfachter gesetzlicher Vorschriften für den Anbau werden Anhängerkupplungen vermehrt im Internet bestellt und selbst montiert. "Dies klappt dann oft nicht oder erzeugt erhebliche Sicherheitsprobleme", schildert Wolz seine Beobachtungen. Schon die Auswahl der richtigen Kupplung und der exakt passenden Verkabelung sei eine Sache für Profis. Ein und derselbe Autotyp kann je nach Karosserieform – Limousine oder Kombi – unterschiedliche Versionen benötigen. Auch tiefer gelegte Fahrwerke verlangen oft nach anderen Zugvorrichtungen. Fachmännischen Rat empfiehlt der TÜV SÜD-Fachmann darüber hinaus bei den notwendigen elektrischen Anschlüssen. Von sogenannten Universal-Kabelsätzen rät er ab. Sie können beispielsweise die Elektronik empfindlich stören. Überhaupt ist in vielen Fällen ein Umprogrammieren der Software im Auto nötig, etwa dann, wenn es spezielle Anhänger-Funktionen für das ESP gibt oder zum Aktivieren der Lichtfunktionen.


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