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Thema: Motorsport


GP Deutschland 2009: Renault F1 - Vorschau

Fernando Alonso, Flavio Briatore, Nelson Piquet JuniorDie kurze Verschnaufpause der Formel 1 ist vorüber, der Kampf um Punkte und Podestplätze geht weiter: Am kommenden Wochenende startet das ING Renault F1 Team beim Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring in die 2. Saisonhälfte. Der Traditionskurs in der Eifel gilt als abwechslungsreiche und anspruchsvolle Rennstrecke, die jeden Aspekt eines Formel 1-Wagens auf die Probe stellt. Für das ING Renault F1 Team geht es beim 9. von 17 Saisonläufen darum, mit dem weiterentwickelten Renault R29 den Rückstand auf die Top-Teams weiter zu verkürzen.

Obwohl das ING Renault F1 Team vor 3 Wochen in Silverstone ohne WM-Zähler blieb, zeigten sich Teamführung und Piloten mit dem Potenzial des Renault R29 recht zufrieden. "Unsere Fahrer konnten die wahre Pace des Autos nicht ausspielen", analysierte Renault F1 Geschäftsführer Flavio Briatore nach dem Rennen. "Wir hatten die Chance auf Punkte", pflichtete Fernando Alonso bei. Dass der Spanier diese nicht nutzen konnte, lag an seinem nicht optimalen Start: "Ich verlor 2 Positionen und steckte hinter Nick Heidfeld fest, der mit einem viel schwereren Auto langsam unterwegs war. Das kostete uns sehr viel Zeit", berichtete der 2-fache Weltmeister nach dem britischen Grand Prix, freute sich aber über die sehr unterhaltsamen Zweikämpfe – etwa mit dem amtierenden Champion Lewis Hamilton.

Teamkollege Nelson Piquet blickte auf ein solides Rennen zurück, gab aber auch zu: "Es liegt an mir, im Qualifying eine bessere Vorstellung abzugeben." Beide Renault F1 Piloten blickten schon in England voraus auf das Rennen in der Eifel: "Wir wissen, dass wir weiter hart arbeiten müssen, und hoffen, dass wir rechtzeitig zum Deutschland-Grand Prix einige Weiterentwicklungen am Auto haben werden."

Der Große Preis von Deutschland aus Sicht von ING Renault F1

Der Nürburgring gilt als "kompletter" Rennkurs – das heißt, er zeichnet sich durch eine Vielzahl unterschiedlicher Kurvenarten aus. Sein Layout beinhaltet Hochgeschwindigkeitspassagen ebenso wie mittelschnelle Schikanen und einige sehr langsame Kurven, in denen es auf eine gute Traktion ankommt. Auch wenn Überholmanöver in der Königsklasse des Motorsports generell schwierig sind, so bietet der Nürburgring dazu dennoch einige gute Möglichkeiten – so zum Beispiel am Ende der Start-Ziel-Geraden oder auch vor der für die Formel 1 besonders eng gestalteten NGK-Schikane. Das vielleicht markanteste Charakteristikum dieser Strecke jedoch ist das oftmals unberechenbare Eifel-Wetter, das selbst im Sommermonat Juli alle 4 Jahreszeiten im flotten Wechsel aufbieten kann.

Auf dem Nürburgring gehen die Formel 1-Rennwagen mit besonders steil eingestellten Flügeln an den Start, um möglichst viel aerodynamischen Abtrieb zu generieren. Dies verbessert nicht nur die Kurvengeschwindigkeiten in den zahlreichen mittel- und superschnellen Passagen, sondern gewährleistet vor der 1. Kurve und der NGK-Schikane auch eine hohe Bremsstabilität.

Eine wichtige Kenngröße für die Leistungsfähigkeit der Formel 1-Renner stellen auch in der Eifel die Reifen dar. Bridgestone wird die extrem weiche und mittelharte Mischung aus der 4-stufigen Palette anbieten. Über die Art ihrer Verwendung entscheidet nicht zuletzt das in der Eifel zumeist unberechenbare Wetter mit den oft kühlen Temperaturen.

Der Bremsenverschleiß spielt auf dem Nürburgring keine große Rolle. Keine der Verzögerungszonen stellt übermäßige Ansprüche, sodass sich Scheiben und Beläge nicht stark abnutzen werden. Auch an den Renault RS27-8-Zylinder stellt die Eifel-Rennstrecke keine besonders hohen Anforderungen. Die Lage des Traditionskurses in rund 500 m Höhe sorgt bei allen Triebwerken für einen Leistungsverlust von gut 5%, wodurch sich die Belastung auf mechanische Teile wie etwa die Kolben reduziert. Der Volllastanteil pro Runde liegt mit 64%knapp oberhalb des Saisondurchschnitts von rund 62%. Zugleich arbeiten die Rennmotoren kaum länger als zehn Sekunden am Stück unter Volllast, ein eher geringer Wert.

Fernando Alonso: "Der Nürburgring ist eine fantastische Rennstrecke"

Fernando, für den britischen Grand Prix hattest du dir viel vorgenommen. Leider funktionierte es nicht wie geplant …

Fernando Alonso: Wir dachten, der Kurs von Silverstone würde dem Renault R29 entgegenkommen. Aber nach dem Qualifying stellten wir fest, dass wir nicht so konkurrenzfähig waren wie erhofft. Hinzu kam mein schlechter Start, so dass ich hinter Nick Heidfeld zurückfiel, der mit schwerer Benzinladung unterwegs war. Damit hatte sich meine Chance auf WM-Punkte endgültig erledigt. Ich hatte anschließend zwar einige nette Duelle – besonders mit Lewis Hamilton. Aber ich würde lieber um die Spitze mitkämpfen.

Wie optimistisch bist du, dass das Team in naher Zukunft die Lücke zu den Top-Teams schließen kann?

FA: Die Situation, in der wir uns momentan befinden, erinnert mich an die vergangene Saison – nur dass die Teams in puncto Leistungsfähigkeit in diesem Jahr enger beieinander sind. Dadurch wird es schwieriger, große Schritte zu machen. Wenn du durch ein Upgrade am Auto drei bis vier Zehntelsekunden findest, kannst du in der Startaufstellung gleich fünf bis sechs Plätze weiter vorne stehen. Genau das suchen wir: das eine Detail, das uns einen mächtigen Schub gibt. Aber wir wissen, dass es nicht einfach zu finden ist.

Im vergangenen Jahr machte die Formel 1 nicht am Nürburgring Station. Freust du dich darauf, wieder in die Eifel zurückzukehren?

FA: Der Nürburgring ist sicher nicht der aufregendste Kurs des Jahres, aber ein idealer Ort, um Rennen zu fahren. Die Strecke bietet von allem etwas, dein Auto muss in jedem Streckenabschnitt gut funktionieren. Es gibt schnelle Kurven, die viel Abtrieb erfordern, und langsame Ecken, in denen Bremsstabilität und eine gute Traktion gefragt sind. Wir haben einige neue Entwicklungen für diesen Grand Prix, die unsere Situation hoffentlich verbessern und uns die Punkteränge erreichen lassen. Wir wissen aber, dass auch die anderen Teams nicht untätig waren. Außerdem müssen wir an unseren Starts arbeiten. Denn die Positionen, die du in der ersten Runde verlierst, sind sehr schwer zurückzuerobern.

Nelson Piquet: "Ich freue mich darauf, den Nürburgring im Formel 1-Renner zu erleben"

Nelson, wie bewertest du rückblickend dein Wochenende in Silverstone?

Nelson Piquet: Natürlich hat mich das Resultat des Rennens enttäuscht. Trotzdem glaube ich, dass ich für uns das Bestmögliche herausgeholt habe. Unsere Ein-Stopp-Strategie hat gut funktioniert. Unglücklicherweise traten aber bereits im Qualifying Probleme auf, und ich musste wegen eines technischen Defekts meinen letzten Versuch in Q2 abbrechen. Deshalb startete ich von Platz 14. Allein diese Ausgangsposition machte es sehr schwer, in die Punkte zu fahren. Trotzdem habe ich alles gegeben und während des Rennens noch etwas Boden gutgemacht. Aber insgesamt war es ein ziemlich deprimierendes Wochenende für das Team.

Ist es für dich das erste Mal, dass du einen Formel 1-Rennwagen auf dem Nürburgring pilotierst?

NP: Ja, ich werde zum ersten Mal in einem Formel 1-Renner auf dem Ring unterwegs sein. Im vergangenen Jahr fand der Große Preis von Deutschland ja in Hockenheim statt, wo ich als Zweiter hinter Lewis Hamilton das Ziel erreichen konnte. Die Strecke ist für mich trotzdem nicht neu, da ich schon mehrmals im Rahmen der GP2-Serie dort aktiv war. Es lief bisher immer gut für mich in der Eifel. Ich fahre gerne auf dem Nürburgring und freue mich darauf, diesen Kurs jetzt auch am Steuer eines Grand Prix-Boliden kennenzulernen.

Was erwartest du für das kommende Wochenende?

NP: Das Team hat seit Silverstone hart an einigen Verbesserungen gearbeitet – speziell die neue Aerodynamik sollte uns weiterbringen. Nach dem Grand Prix in England habe ich außerdem gesagt, dass es an mir liegt, mich im Qualifying zu verbessern. Darum wäre es großartig, wenn ich in die Top Ten fahren und mir somit eine realistische Chance auf meine ersten WM-Punkte in diesem Jahr erarbeiten könnte. Allgemein müssen wir beim diesjährigen Großen Preis von Deutschland immer ein Auge auf das Wetter haben, da der Nürburgring in einem Mittelgebirge liegt. Ähnlich wie in Spa können sich die Bedingungen in der Eifel nämlich sehr schnell ändern. Zumindest rechnen wir am Rennwochenende mit ein paar Schauern.

Pat Symonds (Leitender Chefingenieur ING Renault F1 Team): "Es bleibt unser Ziel, das drittschnellste Auto zu stellen"

Pat, wie bewerten Sie das Abschneiden des Teams in Silverstone?

Pat Symonds: Wir hatten natürlich auf bessere Resultate gehofft. In den freien Trainings lagen wir mehr oder weniger auf dem üblichen Level, doch im dritten Teil des Qualifyings blieben wir plötzlich hinter unseren Berechnungen zurück. Dann legte Fernando Alonso auch noch einen schwachen Start hin und steckte lange im Verkehr fest. Wenn wir allerdings freie Fahrt hatten, lagen die Rundenzeiten unserer Autos auf dem erwarteten Niveau. Deshalb habe ich uns besser gesehen, als es das zugegeben enttäuschende Ergebnis vermuten lässt.

Worauf konzentriert sich das Team bei der Suche nach Verbesserungen?

PS: Da die Aerodynamik immer noch als der Schlüssel zu einem schnelleren Auto gilt, widmen wir uns schwerpunktmäßig diesem Punkt. Dabei geht es aber nicht nur darum, den Renault R29 ständig mit neuen Teilen zu bestücken, sondern auch darum, die Aerodynamik optimal zum Funktionieren zu bringen. Wir untersuchen die Wirkung des Luftflusses während der gesamten Runde, um in jeder einzelnen Kurve das Maximum aus dem Auto herauszuholen.

Werden wir denn am Nürburgring irgendwelche Entwicklungsteile sehen?

PS: Wir führen zu jedem Grand Prix Neuerungen ein und präsentieren auch am Nürburgring einige Modifikationen, darunter eine weiterentwickelte Version des Frontflügels, den wir in Silverstone erstmals ausprobiert haben. Daneben erwarten wir neue Radverkleidungen hinten, eine überarbeitete Motorhaube und ein paar mechanische Verbesserungen.

Welche Zielsetzungen halten Sie diese Saison noch für realistisch?

PS: Wir befinden uns in einer ähnlichen Situation wie im vergangenen Jahr, als wir ankündigten, bis Saisonende das drittschnellste Auto im Feld stellen zu wollen. Das wird in diesem Jahr sicher noch schwieriger werden, weil das Mittelfeld so eng beieinander liegt und die Weiterentwicklung durch das Reglement stark eingeschränkt ist. Aber drittschnellstes Team zu werden, bleibt unser Ziel. Zu welcher WM-Platzierung das führt, müssen wir abwarten.

Der Große Preis von Deutschland 2009:

  • Start: 12.7.2009, 14:00 Uhr MESZ
  • Strecke: Nürburgring, Deutschland
  • Distanz: 60 Runden à 5,148 km = 308,863 km

Ergebnis 2007 (ausgetragen als Großer Preis von Europa; 2008 kein Grand Prix auf dieser Strecke):

  • Fernando Alonso (McLaren): Sieger
  • Heikki Kovalainen (Renault): Platz 8
  • Giancarlo Fisichella (Renault): Platz 10

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