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Thema: Motorsport


GP Türkei 2009, Vorschau: Renault F1 Team im Interview

Mit dem Großen Preis der Türkei steht für das ING Renault F1 Team der 7. von 17 Saisonläufen an. Der Istanbul Park Circuit am Schnittpunkt zweier Kontinente gilt mit seinem Mix aus langsamen und ultraschnellen Kurvenpassagen als äußerst anspruchsvoller Kurs. Das ING Renault F1 Team tritt mit zahlreichen technischen Neuerungen am Renault R29 in der Türkei an und ist fest entschlossen, auch am Bosporus wieder in die Punkte zu fahren.

In Monaco lagen für das ING Renault F1 Team Erfolg und Enttäuschung eng beieinander: Fernando Alonso holte mit Platz sieben zwar erneut WM-Punkte, das Rennen von Teamkollege Nelson Piquet endete aber nach einem unverschuldeten Unfall frühzeitig. "Ich bin sehr enttäuscht, auf diese Weise aus dem Rennen gerissen worden zu sein", erklärte der junge Brasilianer, der seine Kindheit im Fürstentum verbracht hat. "Das ist besonders ärgerlich, weil Punkte defintiv möglich gewesen wären." Besser lief es für Fernando Alonso: "Unser Renault R29 fühlte sich gut an und verbesserte sich im Rennverlauf sogar noch. Außerdem hatten wir eine gute Strategie. Da hier in Monaco die Startposition normalerweise schon entscheidend ist, sind wir mit einer Verbesserung von zwei Plätzen und dem Gewinn von zwei WM-Punkten recht zufrieden."

Flavio Briatore, Geschäftsführender Direktor des ING Renault F1-Teams, resümierte: "In Monte Carlo waren die Umstände mehrfach gegen uns. Nelsons Rennen war nach dem Unfall – für den er absolut nichts konnte – früh vorbei. Und Fernando konnte seine Strategie wegen des Verkehrs auf der Strecke nicht voll umsetzen. Wir arbeiten derzeit härter als je zuvor und wollen weitere Entwicklungsschritte machen – den ersten davon schon beim nächsten Rennen in der Türkei. Wir haben bewiesen, wie schnell wir reagieren können. Diese Fähigkeit wird uns hoffentlich bei allen ausstehenden Saisonrennen ein paar WM-Punkte mehr bescheren."

Der Grand Prix der Türkei aus Sicht von ING Renault F1

Der von Formel 1-Stardesigner Hermann Tilke entworfene Kurs vor den Toren der türkischen Metropole Istanbul wird entgegen dem Uhrzeigersinn gefahren – was übrigens keine so große Besonderheit mehr darstellt: Mit den Grands Prix von Singapur, Brasilien und Abu Dhabi geht es 2009 bei fast einem Viertel aller Rennen links herum. Die bereits legendäre Kurve 8 des Istanbul Park gilt als eine der schwierigsten Passagen des ganzen Jahres.

Als immer noch recht neue Strecke im Formel 1-Kalender befindet sich das „Otodrom” auch im fünften Jahr seiner Nutzung in einem ausgezeichneten Zustand. Die Asphaltoberfläche ist eben und die Kerbs sind nicht besonders aggressiv. Die Teams finden daher recht schnell eine gute Fahrzeugbalance. Kniffliger gestaltet sich die Suche nach dem Set-up-Kompromiss: Eine relativ steife Fahrwerksabstimmung gewährleistet präzise Richtungswechsel in den schnellsten Passagen, eine weichere Abstimmung verleiht dem Renault R29 mechanischen Grip in den langsamen Streckenteilen.

Zwar sind echte Highspeed-Kurven im Istanbul Park die Ausnahme – dennoch verwenden die Teams gerade mit Blick auf die wichtige Vierfach-Linkskurve eine aerodynamische Abstimmung mit mittelhohem Abtriebsniveau.

Der Große Preis der Türkei zählt für die Reifen zu den härteren Herausforderungen des Jahres. Besonders die mehrteilige Kurve 8 belastet die Pneus – vor allem den rechten Vorderreifen – ungewöhnlich stark. Bridgestone stellt in der Türkei die härteste sowie die weiche Reifenmischung aus der vierstufigen Pneu-Palette zur Verfügung.

Auch bei der Abstimmung der Motor-Charakteristik spielt Kurve 8 wieder eine Sonderrolle: Um in dieser ultraschnellen Passage die Balance des Autos nicht zu gefährden, muss die Leistungsabgabe bei hohen Drehzahlen sehr fein zu dosieren sein.

Fernando Alonso: "Wichtig ist, dass wir in jedem Rennen punkten"

Fernando, du hast in Monaco zwei unerwartete WM-Punkte geholt – wie hast du das Rennen gesehen?

Fernando Alonso: Es war – wie immer in Monaco – ein hartes Rennen und mental sehr anstrengend. Von Startplatz neun lässt sich in Monte Carlo aus eigener Kraft wenig ausrichten. Trotz unserer guten Strategie haben wir die beiden Positionen nur durch Ausfälle vor uns gewonnen. Auch der Verkehr auf der Strecke arbeitete uns nicht gerade in die Hände. Mehr als die zwei Punkte waren an diesem Tag für uns nicht drin, obwohl sich der Renault R29 wirklich gut anfühlte und im Rennverlauf sogar noch verbesserte. Es ist wichtig, dass wir weiterhin in jedem Rennen punkten, denn am Ende des Jahres könnte es auf jeden Zähler ankommen.

Am kommenden Wochenende geht es im Istanbul Park weiter – magst du die türkische Grand Prix-Strecke?

FA: Ja, sie ist sehr unterhaltsam zu fahren und bietet eine Reihe Überholmöglichkeiten, vor allem vor Turn 12 am Ende der Gegengeraden, wo es in den langsamen letzten Streckenteil übergeht. Aber es gibt auch einige sehr schnelle Abschnitte und außergewöhnliche Kurven wie den endlosen Linksbogen Turn 8, für mich eine der aufregendsten Kurven des ganzen Jahres. In Istanbul liegt die Herausforderung darin, die richtige Balance zu finden, denn du brauchst ein Auto, das sowohl in den langsamen wie in den schnellen Passagen präzise Richtungswechsel erlaubt.

Bist du mit der bisherigen Weiterentwicklung des Renault R29 zufrieden?

FA: Es ist unstrittig, dass wir einen weiteren großen Schritt schaffen müssen. In den kommenden Wochen werden wir immer wieder neue Entwicklungsteile am Auto haben. Das hilft uns weiter, wird uns aber sicher nicht gleich in der Türkei in die erste Startreihe bringen. Allerdings gehe ich davon aus, dass wir im weiteren Saisonverlauf – ähnlich wie im Vorjahr – wieder um Podestplätze und Siege kämpfen können. Wir wissen, dass es schwer wird, aber das ganze Team ist extrem motiviert und entschlossen, es wieder ganz nach vorn zu schaffen.

Nelson Piquet: "Muss an diesem Wochenende alles aus dem Auto herausholen"

Nelson, in Monaco sah es für dich richtig gut aus, aber dann hattest du Riesenpech …

Nelson Piquet: Das war ein absolut frustrierendes Rennen für mich. Mit einem guten Start machte ich vor der ersten Kurve einen Platz gut, doch schon nach wenigen Runden schoss mich Sébastien Buemi ins Aus. Mein Auto war zu stark beschädigt, um weiterfahren zu können. Besonders bitter daran ist, dass wir mit einer sehr aussichtsreichen Strategie unterwegs waren: Ich hatte viel Sprit an Bord und wäre mit großer Sicherheit in die Punkte gekommen. Aber gegen solche Vorfälle bist du einfach machtlos. Ich muss diese Enttäuschung jetzt vergessen und mich darauf konzentrieren, am kommenden Wochenende wieder alles aus dem Renault R29 herauszuholen.

Istanbul Park gehört bei den Teams zu den beliebtesten Strecken. Gilt das auch für dich?

NP: Ich fahre hier sehr gerne, weil der Kurs mit seinen schnellen und langsamen Passagen viel Abwechslung bietet. Jeder spricht über den ultraschnellen Turn 8, und ich muss sagen: zu Recht, denn es gibt im Formel 1-Kalender keine vergleichbare Kurve. Sie ist körperlich sehr anstrengend und hart für die Reifen, weil sie sich scheinbar endlos zieht. Da alle Autos in dieser Saison weniger aerodynamischen Abtrieb aufbauen, dafür aber mit profillosen Slicks fahren, wird diese Kurve vermutlich weiter voll gehen.

Wie sieht deine Zielsetzung für die Türkei aus?

NP: Meine Priorität lautet, Punkte zu holen, um dem Team in der Weltmeisterschaft weiterzuhelfen. Die Strecke müsste unserem Renault R29 liegen, und ich erwarte einige Entwicklungsteile, die uns schneller machen sollten. Ich hoffe auf ein gutes Qualifying, möglichst in den Top Ten. Dann können wir mit einer aggressiven Strategie im Rennen einiges erreichen.

Pat Symonds: "Reisen mit breiter Brust in die Türkei"

Das Team tritt in der Türkei wieder mit technischen Neuerungen an. Um welche Bereiche geht es dabei?

PS: Wie üblich liegt das Hauptaugenmerk in der Türkei auf der Aerodynamik. Deshalb treten wir mit Modifikationen am Frontflügel und an den Endplatten an. Der Frontflügel spielt eine so große Rolle, weil der Fahrtwind dort zuerst auf das Auto trifft und die gesamte übrige Aerodynamik vom Luftfluss an der Front abhängt. Daneben kümmern wir uns kontinuierlich um Bereiche wie die Aufhängung und werden dafür auch in der Türkei wieder Änderungen bringen. Es geht weder um grundlegende Neuerungen oder eine andere Geometrie, sondern darum, wie wir das Auto grundsätzlich abstimmen, um die Aerodynamik optimal zum Arbeiten zu bringen.

Istanbul Park besteht aus einem Mix langsamer und sehr schneller Passagen. Liegt das dem Renault R29?

PS: Das Auto verbessert sich laufend. Wir sehen an den Geschwindigkeiten im Scheitelpunkt, dass unsere Stärken in mittelschnellen und in Highspeed-Kurven liegen. Turn 8 halte ich für die Schlüsselstelle in Istanbul, und ich gehe davon aus, dass der Renault R29 dort stark sein wird. Im Vorjahr wurde diese schnelle Kurve fast voll gefahren. Mal sehen, ob das mit der beschnittenen Aerodynamik in dieser Saison auch gilt. Renault F1 darf jedenfalls mit breiter Brust in den Istanbul Park reisen.

Wie sehen Sie jetzt, nach einem Saisondrittel, die Stimmung im Team?

PS: Wir sind ein Team, das sich bisher immer durch einen starken Zusammenhalt und hohe Motivation ausgezeichnet hat und auch in Zukunft auszeichnen wird. Das Rennteam ist absolut beeindruckt von den Erfolgen der harten Arbeit der Kollegen aus Forschung und Entwicklung in England und Frankreich. Wenn wir sehen, wie schnell wir wichtige neue Teile wie den Doppeldiffusor erhalten, dann stachelt uns das an der Rennstrecke auch zu Höchstleistungen an. Wir sind Kämpfer und setzen uns hohe Ziele. Wir wissen, wo wir hin möchten und tun alles dafür, es zu schaffen.

Der Große Preis der Türkei 2009:

  • Start: 7.6.2009, 14:00 Uhr MESZ
  • Strecke: Istanbul Park, Türkei
  • Distanz: 58 Runden à 5,338 km = 309,396 km

Ergebnis 2008:

  • Sieger: Felipe Massa (Ferrari)
  • Fernando Alonso (Renault): Platz 6
  • Nelson Piquet (Renault): Platz 15

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