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Thema: Info & News


Continental: Notrufsystem "eCall" könnte nahezu kostenfrei sein

Der führende Automobilzulieferer Continental präsentiert auf der car2x-Konferenz in Ulm (02./ 03. Dezember 2008) seine Sicht in Bezug auf die Implementierung des elektronischen Notrufs eCall. Continental zeigt insbesondere, wie neue Geschäftmodelle dabei helfen können, die eCall-Einführungskosten zu senken und die Markteinführung in ganz Europa zu beschleunigen. eCall ist ein elektronischer Rettungsruf, der zum Beispiel parallel zum Auslösen der Fahrzeugairbags aktiviert wird und Informationen über Ort und Zeitpunkt des Unfalls über das Mobilfunknetz an die nächstliegende Rettungsleitstelle weitergibt.

Die eCall-Initiative der Europäischen Kommission ist derzeit fast zum Erliegen gekommen. Eigentlich sollten entsprechend der Europäischen Kommission ab September 2010 alle neu auf den Markt kommenden Pkw in Europa mit einem automatischen Notrufsystem ausgestattet sein. Dieser Zieltermin ist in Gefahr, da sich die Beteiligten bislang noch nicht auf industrieweite eCall-Standards einigen konnten.

"Continental ist der festen Überzeugung, dass eCall Menschenleben retten kann. Wir sind derzeit dabei, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, die dabei helfen werden, eCall schneller in die Autos zu bringen. Gleichzeitig können so die Kosten für die Automobilhersteller und die Autofahrer reduziert werden", sagt Lutz Breyer, im Continental Geschäftsbereich Connectivity für die eCall-Entwicklung zuständig.

Neben der Mitentwicklung von industrieweiten Übertragungsstandards für das kommende eCall-System arbeitet Continental auch in enger Abstimmung mit Automobilherstellern und externen Partnern an zahlreichen zusätzlichen Diensten, die auf gleicher Technik basieren und so die Implementierungskosten des eCall-Systems deutlich senken können.

Die Europäische Kommission geht im Rahmen ihrer eSafety-Initiative davon aus, dass allein mit einer flächendeckenden Einführung eines eCall-Systems in Europa jährlich 2500 Menschenleben gerettet werden können. Continental liefert bereits heute ähnliche Systeme an verschiedene internationale Automobilhersteller. Damit erhalten die Fahrer und Mitfahrer im Falle eines Falles eine direkte Funkverbindung zu den unterstützenden Rettungskräften. Die Einsatzkräfte werden mit Hilfe des automatischen eCall schneller und präziser informiert und gewinnen so lebenswichtige Zeit. Zusätzlich kann ein elektronischer Hilferuf auch manuell ausgelöst werden. So kann ein an einen Unfall heranfahrender Autofahrer mit einem manuellen Auslösen des eCall die gleichen Informationen an die Rettungsleitstelle senden, wie bei einem automatisch ausgelösten Notruf. Damit entfällt die zum Teil umständliche Erklärung der exakten Position eines Unfalls und Rettungskräfte können schneller helfen. "In einer Krisensituation die aktuelle Position zu kennen und auch noch zu erklären ist keine leichte Aufgabe für einen Fahrer oder Beifahrer. Aber es ist eine relativ einfache Aufgabe für unsere Elektronik", erklärt Lutz Breyer. Studien haben überdies gezeigt, dass Autofahrer sich ein eCall-System wünschen. So antworteten 62 Prozent der Befragten in einer 2006 durchgeführten Eurobarometer-Studie, dass sie eine entsprechende Technik gerne in ihrem nächsten Auto haben möchten.

Zentraler Ansatz der neuen Geschäftsmodelle rund um eCall ist die Öffnung der technischen Komponenten für andere Datendienste. So erfordert der automatische Notruf immer eine GPS-Positionsbestimmung, eine GSM-Telefonverbindung und eine Anbindung an den Datenbus des Fahrzeugs. Diese Infrastruktur ist zwar über die gesamte Lebensdauer im Fahrzeug verfügbar, wird aber im eCall-Konzept nur im Notfall genutzt.

Continental-Experte Breyer dagegen plädiert für intelligente Synergien und will das eCall-Modul zum Beispiel für so genannte "Pay-As-You-Drive"-Dienste von Kfz-Versicherungen oder Leasinggesellschaften freigeben, wie sie etwa in Großbritannien und Italien bereits etabliert sind. Die Anbieter berechnen die Kosten für die Police oder die Leasinggebühren für das Fahrzeug anhand von tatsächlichen Strecken- und Nutzungsprofilen. Dienste wie "Tracking und Tracing" sind bislang nur über teurer Zusatztechnik verfügbar und könnten zukünftig quasi zum Nulltarif realisiert werden. Anhand der GPS-Informationen können so Versicherungen gestohlene Fahrzeuge verfolgen und auffinden.

Das dritte große Feld zusätzlicher Möglichkeiten des eCall-Moduls sind nach den Plänen von Continental die Telematikdienste der Fahrzeughersteller. Sie können die Datenverbindung ins Fahrzeug nicht nur zum Softwareupdate oder zum Auslesen von Serviceinformationen nutzen, sondern darüber hinaus auch innovative Komfortangebote machen. So könnten Autofahrer zum Beispiel über ein Callcenter bereits von zuhause die Klimaanlage aktivieren lassen. Oder es lässt sich vom Urlaubsort prüfen, ob der Wagen im Flughafenparkhaus tatsächlich verriegelt ist.

"Sobald die Technik einen erweiterten Nutzen bietet, kann man sie selbst dann einbauen, wenn eCall noch nicht vollends installiert ist", argumentiert Lutz Breyer von Continental. "Und wenn in absehbarer Zeit die Infrastruktur steht, sind die ersten Fahrzeuge längst ausgerüstet." Solche Dienste können die Implementierung des eCall-Systems nicht nur beschleunigen. Sie können auch die Kosten auf mehrere Schultern verteilen und auf diese Weise deutlich senken: Für den Endverbraucher seien noch weitere Einsparungen denkbar, sagt Breyer: "eCall ist mit solchen Businessmodellen fast zum Nulltarif möglich."

Die Technik dafür hat Continental längst im Griff. Bereits 1996 haben die Entwickler des Unternehmens das weltweit erste Telematiksystem bei Ford in den USA eingeführt. Continental war auch der erste Hersteller, der bereits zur CeBit 2005 einen eCall-Demonstrator präsentiert hat.


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